
Evolutionsbedingt müssen Katzen wenig trinken, da ihre Nieren besonders effizient arbeiten, um den Flüssigkeitsverlust über Atmung und Ausscheidung zu minimieren. Katzen, die draußen leben oder regelmäßige Freigänger sind, decken ihren Flüssigkeitsbedarf im besten Fall hauptsächlich über ihre Beutetiere wie Mäuse und Vögel. Katzen, die (vor allem mit Trockenfutter) zugefüttert werden oder gar keine Möglichkeit haben zu jagen, müssen ihren Flüssigkeitsverlust übers Trinken kompensieren. Und da kommen wir schon zu einem häufigen Problem bei Wohnungskatzen: Sie trinken zu wenig. Was du tun kannst, um deine Katze zum Trinken zu animieren, haben wir in diesem Artikel zusammengestellt.
Wieviel muss eine Katze eigentlich trinken?
Der Flüssigkeitsbedarf einer gesunden, nicht trächtigen Katze lässt sich anhand dieser Faustregel ermitteln:
Körpergewicht in kg x 50 ml pro Tag
Somit liegt z.B. bei einer 4kg schweren Katze der tägliche Flüssigkeitsbedarf bei 200ml.
Der Wasserbedarf von Katzen kann allerdings wie auch bei anderen Tieren und Menschen je nach Gesundheitszustand, Alter und Aktivität variieren. Kitten benötigen z.B. aufgrund der Versorgung mit Muttermilch weniger Wasser, eine trächtige oder säugende Katze wiederum braucht mehr. Hohe Lufttemperatur und viel Bewegung erhöhen ebenfalls den Flüssigkeitsbedarf deiner Katze. Eine nierenkranke Katze wird besonders viel trinken müssen, um ihre Nieren zu entlasten.
Eine Katze wird aber kaum die benötigte Flüssigkeitsmenge allein über das Trinken erreichen. Wir erinnern uns: Katzen trinken von Natur aus wenig, und wie unser Beispiel mit der 4kg schweren Katze zeigt – 200ml (etwa ein Wasserglas) sind in einen Napf gefüllt ganz schön viel für eine Katze. Du kannst ja mal beobachten und z.B. durch Markierungen am Trinknapf festhalten, wieviel dein Stubentiger an einem Tag trinkt.
So wie draußen lebende Katzen ihren Flüssigkeitsbedarf hauptsächlich über Beutenahrung decken, sollten auch Wohnungskatzen Flüssigkeit überwiegend in Form ihres Futters bekommen. Da ist es naheliegend, dass Nassfutter die ideale Form ist. Zum Vergleich: Eine Tagesration (250g) Nassfutter für eine ausgewachsene Katze, das im besten Fall 80% Feuchtigkeit enthält, deckt bei einer 4kg schweren Katze den täglichen Flüssigkeitsbedarf zu 100%. Trockenfutter dagegen enthält nur ca. 10% Feuchtigkeit, was bei einer Tagesration von 50g nur 5% des Bedarfs erfüllt.
Aber auch falls du deine Katze ausschließlich mit Nassfutter fütterst, solltest du ihr unbedingt täglich frisches Wasser anbieten, da man nicht sichergehen kann, dass sie die benötigte Futtermenge ergo Flüssigkeit zu sich nimmt. Wenn deine Katze eher „trinkfaul“ ist, könnten dir die folgenden Tipps helfen, sie zum Trinken zu animieren.
1. Trinkbrunnen
Ebenfalls evolutionsbedingt bevorzugen Katzen tendenziell fließendes Wasser, da es garantiert frisch ist. Abgestandenes Wasser birgt das Risiko von krankmachenden Bakterien. Trinkbrunnen gibt es in verschiedenen Ausführungen – von wasserfallartigen Konstruktionen bis zu flachen Gefäßen, in denen sich das Wasser leicht bewegt. Auf welches Modell dein Liebling anspricht, musst du ggf. ausprobieren. Manche Katzen finden Plätschern von Wasser suspekt und benötigen vielleicht eher einen leisen Brunnen. Andere fühlen sich gerade durch einen actionreichen Wasserfluss animiert zu trinken, weil er ihren Spieltrieb und Neugier weckt. Gemeinsam haben die Brunnen, dass das Wasser per Motor zirkuliert und einen Filter passiert, um – je nach Modell (und Preisklasse) – gröbere oder feinere Verunreinigungen einzufangen.
2. Der richtige Napf
Falls deine Katze jegliche Trinkbrunnen verschmäht (ja, das kommt vor!), kannst du bei der Auswahl eines klassischen Wasserbehälters einiges optimieren. Verwende einen Behälter aus Keramik, Edelstahl oder Glas. Kunststoffbehälter sind unhygienisch, enthalten Schadstoffe und geben Gerüche ab, an denen sich die feinen Katzennasen stören können.
Zu kleine Näpfe können für manche Katzen unangenehm sein, da die empfindlichen Schnurrhaare an den Gefäßrand stoßen. Wähle eine Größe, die es deiner Katze erlaubt, ungehindert zu trinken.
Manche Katzen trinken lieber aus hohen Gefäßen, um sich nicht zu einem flachen Wasserbehälter hinunterbeugen zu müssen. Im Handel gibt es erhöhte Näpfe zu kaufen, die z.B. unter den Begriffen Futterstation oder Futterbar angeboten werden.
3. Verschiedene Wasserstellen
Da das natürliche Trinkbedürfnis von Katzen herabgesetzt ist, kann es manchmal helfen, sie an das Trinken zu erinnern, indem man ihnen mehrere Wasserquellen zur Verfügung stellt. Platziere verschiedene Wasserbehälter an unterschiedlichen Orten, an denen sich deine Samtpfote gerne aufhält oder regelmäßig vorbeiläuft.
4. Der richtige Standort
Wähle für deine Wasserbehälter möglichst ruhige Orte, ohne störende Geräusche oder Ablenkungen. Vermeide Stellen, an denen deine Katze Gerüchen ausgesetzt ist – vor allem neben dem Futternapf oder neben der Katzentoilette. Da sie frisches Wasser bevorzugt, kann sie die Nähe zu Fremdgerüchen mit dem Wasser assoziieren und es für verunreinigt halten.
5. Gerüche vermeiden
Unter Punkt 4 haben wir Umgebungsgerüche, die vom Futter und der Toilette ausgehen, bereits aufgegriffen. Wie Kunststoffnäpfe, die einen Eigengeruch haben oder mit der Zeit annehmen können (siehe Punkt 2), kann es aber auch bei den geeigneten Materialien passieren, dass die Katze die Wasserquelle aufgrund von störenden Gerüchen links liegen lässt. Daher solltest du die Wasserbehälter niemals mit Spülmittel oder anderen Reinigungsmitteln säubern, sondern mit heißem Wasser auswaschen – das reicht völlig, um das Gefäß hygienisch sauber zu kriegen.
Auch wenn in Deutschland Chlor in der Trinkwasseraufbereitung eher selten und in einer für menschliche Nasen kaum bis gar nicht wahrnehmbaren Konzentration eingesetzt wird, können Katzen bereits wenige Mengen Chlor intensiv und als störend wahrnehmen. Es kann helfen, das Wasser einige Stunden stehen zu lassen, damit das Chlor verfliegt. Besonders empfindliche Katzen stören sich aber auch an noch so geringen Chlorrückständen, dass da nur noch stilles Flaschenwasser die Lösung sein kann. Falls du in einem Land lebst, in dem Trinkwasser grundsätzlich mit höheren Mengen Chlor versetzt ist, sollte diese Variante sowieso das Mittel der Wahl sein.
6. Die richtige Wassertemperatur
Vielleicht hast du beobachtet, dass deine Katze am liebsten abgestandenes Wasser aus der Gießkanne oder Vasen trinkt, und denkst, dass ihr dies besonders gut schmeckt. Dahinter stecken aber sehr wahrscheinlich andere Gründe, da wir ja wissen, dass Katzen eigentlich frisches Wasser bevorzugen. Einer dieser Gründe könnte die Temperatur des Wassers sein. Manche Katzen lieben kaltes Wasser, andere bevorzugen wohltemperiertes Wasser. Probiere beide Temperaturvarianten aus!
7. Wasser mit Geschmack oder Suppe
Manche Katzen lassen sich mit ein wenig Geschmackszusatz zum Trinken animieren. Versuche es mal mit wenigen Tropfen Thunfisch-Öl oder Hühnerbrühe. Falls das nicht funktioniert, könntest du stattdessen eine im Handel erhältliche Katzensuppen bzw. -brühen ausprobieren. Berücksichtige dabei jedoch den jeweiligen Kaloriengehalt und passe das reguläre Futter mengenmäßig entsprechend an.
8. Nassfutter noch nasser machen
Klingt komisch, ist aber ein effektiver Trick: Füge jeder Portion Lieblingsnassfutter deiner Katze ein bis zwei Teelöffel Wasser hinzu – so nimmt sie unbemerkt mehr Flüssigkeit zu sich.
Eingeweichtes Trockenfutter wäre eine naheliegende Option, leider verschmähen die meisten Katzen diese Variante, aber auf einen Versuch kommt es an, oder?
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